Alljährlich tauchen zu Jahresbeginn in den Kalendern die Zielvereinbarungsgespräche auf. Bevor du jetzt irgendwelche Ziele mit den Teammitgliedern vereinbarst, solltest du diesen Artikel lesen oder die aktuelle Folge meines Podcasts hören.
Bei der Frage, welche Qualität Ziele mitbringen sollten, kommt bei Beratern reflexartig die SMART-Methode siehe Wikipedia dazu. Auf diese Aspekt möchte ich hier nicht weiter eingehen.
Ziele für operative und kreative Herausforderungen
Zunächst solltest du operative von kreativen Herausforderungen unterscheiden.
Wenn dein Team Routineaufgaben erledigt, die sich regelmäßig wiederholen und mehr Arbeits- als Denkleistung benötigen, dann dominieren die operativen Herausforderungen. Bitte betrachte das wertungsfrei, auch operative Herausforderungen können reizvoll sein. Operative Herausforderungen haben den Vorteil, dass es dir leicht fallen sollte dafür Ziele zu finden. In operativen Aufgaben kommt man mit messbaren Zielen gut zurecht, z.B. Stückzahlen, Vertragsabschlüsse, bearbeitete Geschäftsvorfälle, usw.
Doch was ist mit den kreativen Aufgaben? Kreativität lässt sich nicht wirklich messen, vielleicht haben wir noch eine Empfindung was viel oder wenig Kreativität erforderte, aber eine Messgröße ist unsere Empfindung nun mal nicht.
Hier werden von Führungskräfte Metriken erfunden, die alle möglichen Ersatzlösungen darstellen, z.B. Anzahl durchgeführter Workshops, Anzahl von Lösungsideen, usw. Diese Metriken entstehen aus der Not mancher Führungskräfte, weil sie das Ziele-Formular der Personalabteilung ausfüllen müssen. Bei kreativen Aufgabenstellungen sind mir noch keine Fortschrittsmetriken begegnet, die irgendwie Sinn ergeben.
Ich bleibe dabei: Kreativität lässt sich nun mal nicht messen!
Das Ziel ist das Ziel. Mache nicht den Weg zum Ziel zum Ersatzziel!
Frage dich also im ersten Schritt, welche Art der Herausforderungen in deinem Team besteht:
- Wofür brauchst du Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
- Sollen sie viel Arbeit gleichartig erledigen oder benötigst du möglichst clevere Lösungen für Probleme?
- Vermutlich brauchst du beides – für einen Teil kannst du Messgrößen finden, für andere Teile formulierst du lediglich die Erwartungshaltung.
Unterschied zwischen Zielen für Gruppen und Core-Teams
In einer Gruppe wird Arbeit geleistet, die irgendwie zusammen gehört. Jedes Gruppenmitglied wird von der Führungskraft einzeln angesteuert und die Führungskraft sorgt auch dafür, dass am Ende das Gesamtresultat entsteht. Die Gruppenmitglieder Verantwortung jeweils nur ihren Anteil und ihnen ist es recht gleichgültig, was die anderen Gruppenmitglieder tun.
Die Gruppe ist nicht auf enge Kooperation angewiesen, hier kann ein wenig Konkurrenz durchaus für Ansporn sorgen. Das klappt aber nur, wenn die Zwischenergebnisse sichtbar sind. Das darf man nicht übertreiben, bei zu viel Leistungsdruck und Konkurrenz wird der Betriebsrat (zu Recht) aktiv.
In der Gruppe bekommt jedes Mitglied individuelle Ziele oder zumindest eine individuelle Bewertung.
Ein Core-Team, übernimmt gemeinsam die Verantwortung für das Team-Ergebnis. Die Führungskraft vereinbart mit dem gesamten Team die Ziele, die von allen Teammitgliedern einzeln akzeptiert werden. Die Aufteilung der Arbeit überlegt sich das Team selbst und kann die Aufteilung auch jederzeit selbst ändern, wenn es dem Team-Ziel dienlich ist.
Ziele, für die das Team gemeinsam verantwortlich sind, fördern die Kooperation. Denn es lohnt sich nicht einen individuellen Vorteil zu Lasten der Teammitglieder zu realisieren.
Wenn du ein Core-Team möchtest, dann solltest du folgende Punkte bei der Zielvereinbarung vermeiden, denn diese schade dem Teamgeist:
- Vergessen, die Ziele aller Teammitglieder offen zu legen, jeder muss die Ziele der anderen kennen.
- Ziele, die du mit den einzelnen Teammitgliedern vereinbarst – selbst wenn es immer die gleichen Ziele sind
- Ersatzziele vereinbaren, die nicht dem eigentlichen End-Resultat des Teams entsprechen
- Metriken vereinbaren, die nicht das Team selbst entwickelt hat
- Dem Team eine Arbeitsteilung vorgeben, suggerieren oder vorschlagen
Das Core-Team bekommt Ziele, für die sie gemeinsam verantwortlich sind. Alle Teammitglieder erhalten am Jahresende die gleiche Zielerreichung als Bewertung.
Normalerweise wird es Mischformen und Kombinationen aus Gruppen und Core-Teams in deinem Team geben. Insofern muss du immer abwägen, wie weit du diese Regeln beachten kannst. Mach dir stets bewusst, dass gemeinsame Verantwortung kaum entstehen kann, wenn du mit jedem Teammitglied individuelle Ziele vereinbarst.