Was Teams erfolgreich macht: Merkmale erfolgreicher Teams

Geschrieben von Peter Klar

Um als Team Erfolg zu haben ist es sinnvoll zu verstehen was ein Team ist und was es von einer Gruppe unterscheidet.

Der Begriff Team geht uns schnell über die Lippen. Ich habe selbst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die ich verantwortlich war, als ein Team bezeichnet. Dabei war das gar kein Team, es bestand aus Einkäuferinnen, Einkäufer und Qualitätsmanager, die völlig andere Aufgaben und Ziele hatten.

Je präziser du mit dem Begriff Team umgehst, desto leichter wird es dir gelingen Teams zu mehr Erfolg zu verhelfen.

Man muss in ein Team investieren, damit es erfolgreich sein kann. Daher ist es ist nicht nur okay, sondern sogar wirtschaftlich auf ein Team zu verzichten, denn die Arbeit auch durch eine Gruppe getan werden kann.

Ein Team hat keinen Besitzer

Wenn jemand von „meinem Team“ spricht, dann zucke ich innerlich zusammen. Bei Aussagen wie „Ich habe sogar zwei Teams“ drängt sich mir der Verdacht auf, dass viele Führungskräfte ein Team als ihren Besitz ansehen. Sie haben das Team zusammengestellt und aufgebaut, also gehört es ihnen auch.

Ein Team hat keinen Besitzer, keinen CEO und keinen CFO. Es besteht aus Individuen, die die gleichen Werte teilen und die in ihrem eigenen Interesse und nicht für ihre eigene Karriere arbeiten.

Dabei kann das für Führungskräfte auch sehr befreiend sein. Die Führungskraft hat einen gewissen Einfluss, aber kann aber nicht allein bestimmen, wie ein Team im inneren funktioniert und welche Leistung es nach außen erbringen kann.

Es ist immer das Team selbst, das die Normen entwickelt, die im Team wirken.

Natürlich kann man als Führungskraft unglückliche Entwicklungen ansprechen und bestimmtes Verhalten loben oder sanktionieren. Doch sind die Folgen dieser Maßnahmen nicht vorhersagbar, diese werden vom Team beeinflusst.

Wenn du ein Team erfolgreicher machen möchtest, dann entspanne dich. Dir wird mit dem Team nur gelingen, was das Team auch selbst erreichen möchte.

Was unterscheidet ein Team von einer Gruppe

Die beste Definition von Team habe ich bei Van Dick in „Teamwork, Teamdiagnose, Teamentwicklung“ gefunden:

Ein Team ist eine Gruppe von Personen, die wechselseitig voneinander abhängig und gemeinsam verantwortlich sind für das Erreichen spezifischer Ziele ihrer Organisation.

Da stecken zwei Aspekte drin.

Ein Team ist gemeinsam für das Erreichen spezifischer Ziele verantwortlich

Sind die Menschen, die im selben Bus sitzen ein Team? Sie haben doch alle das gleiche Ziel: der Bus fährt zum Bahnhof. Aber sie sind nicht für das Erreichen des Ziels gemeinsam verantwortlich. Die Reisegäste im Bus sind also eine Gruppe, aber kein Team.

Wenn ein Team spezifische Ziele verantwortet, dann sollte es möglich sein, diese Ziele zu benennen. Möglicherweise haben alle Teammitglieder diese Ziele in ihren Zielvereinbarungen stehen.

Der Zusammenhalt eines Teams ist abhängig vom gemeinsam verantworteten Ziel.

An einem Beispiel wird dies schnell deutlich: in Team A haben alle die gleichen Ziele und sie arbeiten zu 80% ihrer Zeit auch daran. In Team B haben die Teammitglieder jeweils 7 Ziele, aber nur eins davon haben sie alle gemeinsam, sie arbeiten zu 95% an den individuellen Zielen und nur zu 5% am gemeinsamen Ziel. Glaubst du die beiden Teams haben die gleichen Voraussetzungen?

Doch was soll man machen, wenn es keine sinnvollen, gemeinsame Ziele das eigene Team gibt? Ganz einfach: freunde dich damit an, dass die Gruppe kein großes Team bildet. Vielleicht sind es mehrere Teams, vielleicht ist es ein Team und mehrere Einzelpersonen. Das ist doch auch okay.

Teammitglieder sind voneinander wechselseitig abhängig

Die zweite Bedingung nennt wechselseitige Abhängigkeit.

Stell dir eine Gruppe von Erntehelfer vor. Sie sind gemeinsam für die Ernte eines Feldes verantwortlich. Jede Person bekommt eine Reihe zugewiesen, die sie abernten muss. Wer am Ende der Reihe angekommen ist, hat Feierabend. Hier gibt es keine wechselseitigen Abhängigkeiten, folglich ist es eine Gruppe von Erntehelfer und kein Team.

Stell dir nun eine Schiffsbesatzung eines kleines Fischerboots vor. Viele Tätigkeiten gehen dort nur koordiniert. Beim Einholen des Netzes müssen alle anpacken und der Kapitän muss das Boot ruhig halten. Wenn hier nicht alle zusammenarbeiten, dann werden sie ihre Aufgabe nicht erfüllen können. Man kann die Besetzung nicht in zwei Gruppen teilen, die unabhängig agieren können. Sie bilden ein Team.

Ohne es zu kompliziert zu machen, hast du bestimmt eine intuitive Vorstellung davon, ob wirklich alle im Team zusammenarbeiten müssen oder ob es unabhängige Teilteams oder Einzelpersonen gibt.

Es ist kein Mangel, wenn man keinem Team angehört. Auch Führungskräfte brauchen kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ein großes Team bilden.

Einzelpersonen zu führen ist immer einfacher als ein Team zu führen. Warum sollte man ein Team bilden, wenn sich die Notwenigkeit von Teamarbeit aus der Aufgabenstellung überhaupt nicht ergibt?

Wenn es schlecht läuft: Merkmale eines schlechten Teams

Nachdem wir festgestellt haben, dass die Arbeit besser von einem Team erbracht werden soll, schauen wir uns Teamarbeit genauer an.

Patrick Lencioni hat ein Buch („The Five Dysfunctions of a Team“ – auch auf deutsch erhältlich) über die Merkmale schlechter Teams geschrieben. Wobei mit schlecht keine Persönlichkeitsmerkmale gemeint sind, sondern lediglich die Leistung.

Er beschreibt ein Führungsteam aus der Perspektive der neuen CEO Kathryn Petersen. Anhand von konkreten Verhaltensweisen in Besprechungen beschreibt er 5 Dysfunktionen eines Teams:

  1. Fehlendes Vertrauen führt dazu, dass Teammitglieder sich nicht trauen zu sagen, was sie wirklich denken. Teammitglieder sind auf der Hut keinen Treffer abzubekommen, daher ist es sinnvoll sich als Person so wenig wie möglich zu zeigen – das würde die Verletzlichkeit unnötig steigern.
  2. Angst vor Konflikten ergibt eine harmonische Stimmung. Jedoch verschenkt das Team das Potential bei Lösungen den Einwänden nachzugehen und zu einer besseren und ausgewogeneren Lösung zu kommen. Im schlimmsten Fall sind andersdenkende Geächtet oder werden Einwände mit einer persönlichen Bemerkung quittiert.
  3. Fehlendes Engagement hat zwei Ursachen: Wunsch nach Konsens und Bedürfnis nach Gewissheit. Teammitglieder versuchen ihre Meinung in einen Konsens einzubringen, die wenigsten sind bereit eine Teamentscheidung zu akzeptieren, wenn sie die eigne Meinung nicht enthält – oder sie resignieren, um einen Konflikt zu vermeiden. Schlechte Teams warten mit der Entscheidung, bis genügend Daten vorliegen, um ganz sicher die Richtige Entscheidung zu treffen. Klingt vernünftig, ist aber gefährlich, weil es die gesamte Gruppe lähmen kann. Oft sind die Informationen bereits im Team vorhanden, nur noch nicht geteilt worden. Dafür ist eine Diskussion nützlich, in der Konflikte nicht vermieden werden.
  4. Scheu vor Verantwortung ergibt sich, wenn Teammitglieder nicht die Bereitschaft haben, Kollegen zur Rechenschaft zu ziehen. Statt es anzusprechen, wenn Kolleginnen und Kollegen nicht im Sinne des Teams arbeiten oder adäquate Leistung bringen, schweigen alle.
  5. Fehlende Ergebnisorientierung des Teams zeigt sich dadurch, dass Teamresultate nicht gemessen oder sichtbar gemacht werden. Statt konsequent darauf zu achten, dass im Team Fortschritte erreicht werden, kümmern sich die Teammitglieder dann eher um das eigene Vorankommen.

Schlechte Teams kämpfen damit, ihre Teamidentität zu definieren, arbeiten daran, die nächste Schlacht zu gewinnen und versagen bei der effektiven Kommunikation. Wenn Teams nicht zusammenarbeiten, verlieren sie. Teams benötigen eine Menge Aufwand, um erfolgreich zu sein.

Merkmale von erfolgreichen Teams

Erfolgreiche Teams haben starkes Vertrauen untereinander, haben Respekt bei ihren lebendigen Disputen, sind gut strukturiert und wecken mit ihrer Loyalität zum Team den Teamgeist.

Hier eine unsortierte Liste mit Eigenschafen von Teammitgliedern (und Führungskräften) erfolgreicher Teams:

  • Bereitschaft, die eigene Karriere zurückzustellen und auf die Bedürfnisse des Teams zu achten. Es ist wichtig, die Bedürfnisse im Team zu erkennen. Diese können sich im Laufe der Zeit ändern, wenn sich die Bedürfnisse verschieben.
  • Bereitschaft, Zeit und Aufmerksamkeit für andere zu geben, wenn das Team es braucht. Teammitglieder können die eigenen Bedürfnisse, Meinungen, Wünsche zurückstellen, um das Team zu priorisieren. Egoismus einzudämmen wird letztendlich auch für sie zu erfolgreichen Ergebnissen führen.
  • Fähigkeit, das Team mitzureißen und zu inspirieren. Sie zeigen dem Team, dass sie mit Leidenschaft bei der Sache sind und geben jedem das Gefühl, dass sie ansprechbar sind und ihre Expertise zur Verfügung stellen.
  • Fähigkeit, mit dem Team und nicht gegen das Team zu arbeiten. Die Teammitglieder erkennen, dass alle Aktivitäten dem Wohl des Teams dienen. Dies stärkt nicht nur den Teamgeist, sondern auch das Vertrauen im Team.
  • Kommunikationstalent und Problemlösungskompetenz: gute Lösungen anzubieten reicht im Team nicht, sie müssen auch gut kommuniziert werden. Gut zu kommunizieren reicht aber auch nicht, wenn man nichts zu sagen hat.
  • Beziehungsfähigkeit: die anderen Teammitglieder nicht nur in ihrer Rolle als Kollegin oder Kollegen sehen, sondern auch deren persönliche Bedürfnisse adressieren. Wenn zum Beispiel eine Kollegin ihre Vorliebe für ihre präferierte Lösung aufgibt, dann ist das nicht nur rational hinzunehmen, sondern auch zu würdigen. Schließlich bedeutet das für die Kollegin, dass sie sich in die neue Lösung einarbeiten muss.
  • Verletzlichkeit teilen: Die Teammitglieder sind bereit, einander zu vertrauen und sich auch verletzlich zu zeigen. Dies ist der Schlüssel, um Vertrauen im Team zu stärken.
  • Vision teilen: Teammitglieder haben Klarheit darüber, wo es hingehen soll und teilen die Begeisterung für die Dinge, die sie tun. Das motiviert alle zur Arbeit zu kommen und immer wieder neue Ideen für Problemlösungen zu generieren.
  • Rollenklarheit: jedes Teammitglied hat sinnvolle Rollen bei der Arbeit im Team. Alle wissen, was sie von den anderen im Team erwarten können (und was nicht!). Es gibt möglicherweise Konflikte, wenn Erwartungen geäußert werden. Doch das Team ist in der Lage diese Konflikte zu klären.

Tipps für die Entwicklung erfolgreicher Teams

Der Schlüssel zu einer guten Arbeit mit Teams liegt darin, zu verstehen, was erfolgreiche Teams ausmacht, und zu lernen, wie man sie über einen längeren Zeitraum produktiv und effektiv managt.

Hier sind einige Tipps für die Entwicklung von erfolgreichen Teams:

  • Verwende einen systematischen Prozess, um ein erfolgreiches Team zu schaffen. Talentierte Team Coaches werden ihr Vorgehen intuitiv an die Bedürfnisse des Teams anpassen. Allen anderen hilft ein systematischer Prozess.
  • Bilde das Team nicht zu einheitliche, beziehe Teammitglieder mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven ein. Auch wenn sie für mehr Reibung sorgt, sehe Vielfalt als Stärke, einschließlich unterschiedlicher Rassen, Kulturen, sexuellen Neigungen, Geschlechter, Ethiken, Religionen, Behinderungen und sozialen Hintergründe.
  • Identifiziere die Gründe, die das Team zusammenhalten: Vision, Mission, Purpose, Ziele, etc. Je wichtiger gemeinsam verantwortete Ziele sind, desto enger wird das Team zusammenarbeiten.
  • Beziehe einen Leiter ein, der sowohl intern als auch extern sichtbar ist. Baue ein Vertrauensbeziehung zwischen Team und Leiter auf.
  • Ermutige die Beiträge der anderen Teammitglieder. Die lautesten Teammitglied haben nicht immer die besten Beiträge. Sorge dafür, dass im Team alle eine Stimme bekommen. Ein Team darf sich nicht blind in einen Lösungsvorschlag verlieben, es muss auch die negativen Konsequenzen einer Lösung erkennen.
  • Nimm die Zeit im Team, um die einzigartigen Fähigkeiten, Talente und Perspektiven aller Teammitglied zu entdecken. Wenn jeder weiß, worin die Stärken und Fähigkeiten der Teammitglieder liegen, lassen sich diese besser kombinieren und starke Beziehungen aufbauen.
  • Achte darauf, dass alle Teammitglied Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernehmen.
  • Fördere die Fähigkeit des Teams offen zu kommunizieren. Mit anderen zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen, aber auch sich gegenseitig unangenehmes Feedback zu geben.
  • Achte auf eine positive Grundstimmung. Wenn Teammitglied regelmäßig nörgeln und lästern, dann wandle die Unzufriedenheit in Änderungsaktivitäten um.
  • Fördere die Kreativität im Team, dazu muss das Team bereit sein, einen bestehenden Ansatz oder eine Lösung in Frage zu stellen.
  • Unterstütze jedes Teammitglied dabei Selbstvertrauen zu haben, um das Beste im Job zu geben.
  • Achte auf die Gesundheit im Team. Ein Team, das längere Zeit sehr hohen Belastungen ausgesetzt ist, wird ausbrennen. Bricht ein Teammitglied unter der Last zusammen, kann schnell ein Domino-Effekt entstehen.
  • Unterstütze regelmäßige Feedbacks. Wenn Teammitglied ein gutes Verständnis dafür haben, wie sie auf andere wirken, dann können sie Reaktionen besser verstehen und lernen ihre Zusammenarbeit zu verbessern.

Fazit

Teamarbeit ist nicht immer notwendig. Dort wo Arbeit die Zusammenarbeit eines Teams benötigt, sollte man Zeit aufwenden, um ein starkes Team zu entwickeln.

Führungskräfte, die menschliche Bedürfnisse und geschäftliche Ziele verbinden, haben gute Chancen dauerhaft erfolgreiche Teams zu entwickeln.

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