Eine wichtige Übung um den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Vorstellung zu trainieren. Diese Unterscheidung ist Grundlage für nicht-verletzendes Feedback.
Beschreibung
Unterstützt | Dauer | Eignung | Wer | Stufe |
---|---|---|---|---|
psychologische Sicherheit | 30 | Gruppe/Team | Coach | Fortgeschritten |
Ziele
- Teammitglieder trainieren zu unterscheiden zwischen tun, wahrnehmen, empfinden und denken, bewerten, wollen.
- Bei einem Feedback werden Andere oft nur mit Bewertungen und Folgegedanken belästigt. Diese werden meist als verletzend und wenig hilfreich angesehen. Um gute Rückmeldungen geben zu können, ist die Unterscheidung von Wahrnehmungen und Vorstellungen sehr wichtig.
- Viele Missverständnisse in der Kommunikation basieren auf unpräziser Ausdrucksweise, da werden Gedanken als Tatsachen unterstellt. Das blockiert die Kommunikationsfluss im Team, weil viel Zeit mit dem Aufklären der Missverständnisse verschwendet wird.
Ablauf
Zunächste startet die Übung mit Erklärungen zu den Unterschieden, dann können die Teammitglieder paarweise mit den Unterschieden experimentieren und am Ende folgt eine kurze Auswertung.
Erklärung der Unterschiede
Heute unterscheiden wir Wahrnehmung und Vorstellung.
Es gibt Eindrücke, die wir außerhalb von uns wahrnehmen können: Alles, was ich sehe, rieche, schmecke, berühre, höre, … Wenn ich diese Wahrnehmung wiedergeben möchte, dann kann ich bei der Schilderung mit auf alles beziehen was eine Kamera aufzeichnen würde.
Es gibt auch Wahrnehmung im Inneren von uns. Dazu gehören alle unsere Verlangen, wie Durst, Ruhe, Aufmerksamkeit. Wir können aber auch Gefühle in uns wahrnehmen. Diese sind manchmal sehr stark wie Angst, Wut, Freude, Extase oder manchmal eher subtil wie Wärme, Entspannung, Ruhe. Oft sind uns unsere Gefühle nicht bewußt, sie drücken sich nicht als Gedanken oder in Sprache aus – sie sind einfach da.
Sowohl die äußeren und als auch innere Wahrnehmungen sind reale Erfahrungen, Fakten und Evidenzen. Keiner kann bestreiten, dass ich etwas wahrgenommen in der von mir geschilderten Art wahrgenommen habe. Ein Geschenk kann Freude auslösen, aber auch Frust. Inneren Wahrnehmungen können die anderen nicht kennen, daher sind sie auf unsere Schilderungen angewiesen.
Neben Wahrnehmungen kenn das Bewusstsein noch Gedanken und Vorstellungen. Dazu gehört:
- Denken, Vergleichen
- Erinnerungen an die Vergangenheit, Pläne für die Zukunft
- Bewertungen, Interpretationen
- Wissen, Träume, Wünsche
All diese Vorstellungen sind nicht wirklich existent, sie entstehen allein in unserem Gehirn. Dennoch lösen auch Fantasien echt Gefühle aus, die wir als reale Ereignisse wahrnehmen können.
Unterschiede erkennen
Lass die Teammitglieder paarweise zusammensitzen.
Eine Person beginnt und teilt der anderen eine Wahrnehmungen mit. Das dürfen äußere Wahrnehmungen sein, die die andere Person auch erkennen kann, aber auch innere Wahrnehmungen, die der anderen Person verborgen sind.
Die Wahrnehmenden beginnen den Satz mit: „Ich nehme war, dass…“. Die anderen achten aufmerksam darauf, ob es wirklich Wahrnehmungen sind, sagt eurem Partner, wenn er eine Vorstellungen äußert.
Nun kann die andere Person eine Wahrnehmung äußern. Wechselt euch so 5 min. lang ab.
Nach ca. 5 min. verfahrt ihr genau so, aber äußert nun eine Vorstellungen. Beginnt die Sätze immer mit „Ich stelle mir vor, dass…“
Nach ca. 5 min. dürfen sich die Partner austauschen zu der Übung: Wie habt ihr euch gefühlt? Was war für euch leichter? Was nimmt mehr Zeit in eurem Leben ein, die Welt der Wahrnehmung oder der Vorstellung?
Dann kommt die schwierigste Übung. Nun werden Kombinationen aus einer Wahrnehmung und den resultierenden Vorstellungen geäußert.
Der Satz hat etwa folgende Struktur: „Ich nehme wahr, dass…. und ich stelle mir vor, dass…“
Bsp.: „Ich nehme war, dass du mit dem Fuß wippst, und ich stelle mir vor, dass du ungeduldig bist und Langeweile hast.“
Austausch der Paare (5 min): Was ist euch bewusst geworden? Was habt ihr über euch und den Partner gelernt? Welche Vorstellungen über den Partner waren zutreffend?
Auswertung
Damit die Übung nicht nur Zeitvertreib ist, sollen die Teammitglieder sich ihrer Erkenntnisse aus der Übung bewußt werden. Tauscht euch im Team zu folgenden Fragen aus:
- Was ist euch bewusst geworden?
- Was habt ihr über euch und den Partner gelernt?
- Welche Vorstellungen über den Partner waren zutreffend?
- Wie könnte diese Übung für das Team nützlich sein?
- Welche Verwechslung von Wahrnehmung und Vorstellung haben schon zu Problemen in der Kommunikation geführt?
Hinweise
Die meisten Menschen sind schnell im Bewerten und Interpretieren und haben Schwierigkeiten sich auf reine Wahrnehmungen zu konzentrieren. Kleine Wörter wie “zu”, “nur” oder “sogar” deuten auf Bewertungen, über die reine Wahrnehmung hinaus, hin. Diese Vermischung bleibt oft auf vom Partner in der Übung unbemerkt. Als Coach darfst du gerne Hilfestellung geben.
Wiederhole diese Übung immer wieder, bis das Team ausreichend für die Unterscheidung sensibilisiert ist.
Quellen
Vopel, Klaus W. Interaktionsspiele. 4. 8. Aufl. Lebendiges Lernen und Lehren 5. Hamburg: Isko-Pr, 2002.