Praktiken für Vertrauensaufbau im Team

Geschrieben von Peter Klar

Vertrauen ist die Grundlage für nahezu alles, was in einem Team geschehen soll. Doch den meisten Führungskräfte fehlen die Ideen, wie sie Vertrauen im Team aufbauen können.

Hier sind zwei einfache Führungspraktiken, die immer wieder angewendet werden können und dadurch helfen Vertrauen im Team zu entwickeln.

Stimmungs-Thermometer

Bevor die Arbeit auf der inhaltlichen Ebene startet, ist es gut zu wissen, wie die Stimmung im Team ist. Eine kurze Abfrage macht sichtbar, was sonst im Verborgenen Probleme schafft.

Gehe dazu wie folgt vor:

  1. Bereite ein Thermometer auf einem Flipchart oder einem Whiteboard vor. Wenn du es optisch ansprechend auf malst, macht es den Teilnehmern mehr Spaß. Das Thermometer könnte Temperaturstufen von “begeistert”, “glücklich”, “froh”, “neutral”, “traurig”, “frustriert” bis “wütend” haben.
  2. Lass die Teilnehmer ihre “Stimmungstemperatur” auf dem Thermometer einzeichnen.
  3. Sprich über Auffälligkeiten.

Vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine besonders hohe oder niedrige “Stimmungs-Temperatur” besitzen, können es als befreiend empfinden, diese im Team zu teilen und die Hintergründe zu erklären.

Innerhalb von Sekunden hast du und das gesamte Team ein Bild, wo das Team emotional steht. Dabei geht es nicht nur darum dies wie Fakten zu erheben. Der eigentliche Wert liegt darin, dass die Teammitglieder erkennen, dass sie hier als vollwertige Menschen mit all ihren Gefühlen anerkannt sind.

Die Stimmung, die sich sonst hinter einer freundlichen Fassade versteckt, wird nun sichtbar. Sind die unterschiedlichen Temperaturen erst mal ausgedrückt, dann fällt es auch leichter darüber zu sprechen. Möglicherweise liegen Konflikte im Team vor oder Frust aufgrund einer Entscheidung.

Es gibt keinen Anspruch auf permanente Hoch-Stimmung. Als Menschen wollen wir auch mal traurig oder frustriert sein dürfen. Daher ist es nicht sofort nötig ein Feuerwerk zur Motivation zu zünden, sondern viel mehr die Stimmung so wie sie ist zur Kenntnis zu nehmen.

Starke Gefühle müssen raus!

Besonders starke Gefühle wie Wut, Trauer und Glück sind nützliche Anzeichen für offene Themen im Team. Diese Führungspraktik bricht das Tabu, dass Gefühle bei der Arbeit nichts verloren haben. Die Zusammenarbeit des Teams wird intensiver, wenn Gefühle nicht ausgeklammert werden.

Bei einer Besprechung vertritt beispielsweise eine Person beharrlich eine Meinung und steht damit ziemlich allein da. Die Argumente sind klar, doch das beeindruckt die Person auch nicht. Solche Diskussionen kann man stundenlang und ohne Resultat führen. Andererseits stehen alle Personen in einer solchen unter enormen Druck. In dieser Situation kann man schlecht offen über Gefühle sprechen, mit etwas Abstand könnte dies dagegen gelingen. Die Gefühle und Motive nicht zu klären, legt den perfekten Nährboden für zukünftiges Misstrauen und Zweifel.

Führe diese Praktik aber nicht erst durch, wenn das Team einen „heißen Ritt” hinter sich hatte. Am besten startet man nach einer Periode, in der wenig Emotion im Spiel war. Dann fällt es den Teammitgliedern leichter ihre Emotionen auszudrücken.

Diese Führungspraktik erfordert ein gutes Grundvertrauen und Offenheit im Team. Sollte diese nicht vorhanden sein, dann ist man als Führungskraft schnell überfordert. Überlege dann, ob du zu Beginn nicht einen Mediator oder andere ausgebildete Coaches dabei haben möchtest. Diese können helfen, wenn die Gruppe keinen gesunden Umgang mit den Gefühlen findet.

Besorge für die Durchführung drei Plakate (Flipcharts), Karten und Stifte. Suche einen geschlossenen Raum für diese Besprechung, damit die Gespräche vertraulich bleiben. Gehe dann wie folgt vor:

  1. Wähle einen geeigneten Termin, z.B. nach einem Meilenstein oder bei einer Retro.
  2. Hänge drei Plakate auf mit den Überschriften “wütend”, “traurig”, “glücklich” oder entsprechenden Smilies.
  3. Die Teammitglieder schreiben anschließend eine Situation pro Plakat auf eine Karte.
  4. Nach etwa 5 min. hängt jeder seine Karten auf die passenden Plakate. Besprecht gemeinsam, wie sich die Karten gruppieren lassen und passende Bezeichnungen für diese Gruppen.
  5. Leite die Besprechung mit Fragen ein:
    • Was fällt euch auf? Überrascht euch etwas?
    • Was ist der Hintergrund, warum hat die Situation diese Gefühle ausgelöst?
    • Sind die Gefühle noch lebendig?
    • Gibt es Vorschläge dazu, wie ihr als Team weitermachen wollt?

Rechne nicht gleich bei der ersten Durchführung damit, das der Knoten platzt. Die Bereitschaft sich offen mitzuteilen wird aber bei regelmäßiger Wiederholung erkennbar wachsen. Diese Bereitschaft Ausdruck des entstandenen Vertrauens im Team.

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