Eines der vier Felder von Spannungen betrifft Governance, also Regeln, Rollen und Abläufe im Team. Mit dem Governance-Meeting lassen sich solche Spannungen abbauen.
Beschreibung
Unterstützt | Dauer | Eignung | Wer | Stufe |
---|---|---|---|---|
Selbstbestimmung, Einfluss, Struktur und Klarheit | 150 | eher Team | Moderator | Einstieg |
Ziele
- Das Team entwickelt ein Gespür, welche Spannungen zum Spannungsfeld Governance gehören.
- Normalerweise haben es Veränderungen schwer, sie müssen sich gegen die vorhandenen Bewahrungskräfte durchsetzen. Beim Governance-Meeting haben Veränderungen Vorrang, sie können vom Team gestaltet, aber nicht verhindert werden.
- Das Team erlernt in diesem Format die Disziplin, nicht jedem Impuls sofort lauthals auszusprechen.
- Die Teammitglieder erfahren, dass ihre Stimme gehört wird, dass sie Einfluss im Team haben.
Ablauf
Voraussetzungen prüfen
- In dieser Übung soll eine echte Spannung bearbeitet und eine echte Entscheidung getroffen werden. Daher kann die Übung nur durchgeführt werden, wenn das Team mindestens eine Spannung mit einem Lösungsvorschlag gesammelt hat.
- Du solltest mit dem Team bereits die Übung Einwandfrei durchgeführt haben, so dass das Team bereits alle Elemente des Ablaufs kennt.
Heute geht es um Veränderungen, die für einzelne Teammitglied große Auswirkungen haben können – oder zumindest so empfunden werden. Es kann also auch mal emotional werden. Wenn es allen Teammitgliedern möglich ist, dann führe das Governance-Meeting straff zu Ende durch und öffne dann den Raum um den Emotionen Luft machen zu können.
Der grobe Ablauf ist dir und den Teammitglieder bekannt, dennoch sind es einige Schritte, die man schnell durcheinander bringt. Daher empfehle ich die Moderationskarte herunter zu laden. Dort kannst du mit einem kurzen Blick alle Schritte nachschauen. Die Beschreibung kommt aus der Holacracy, wenn ihr keine Holacracy habt, dann kannst du auch von der Beschreibung der Karte abweichen.
Durchführung des Meetings
Führe nun das Govenance-Meeting durch.
Der Ablauf ist sogar etwas einfacher als in der Übung Einwandfrei, weil die Spannungen und Lösungsvorschläge bereits in der Vorbereitung durch die Teammitglieder erstellt wurden. Nun ist es an der Zeit zu üben und zu praktizieren, belaste dich nicht zu sehr mit den Anleitungen und Beschreibungen der Abläufe – leg einfach los.
Folgende Hinweise helfen dir das Team schrittweise durch das Meeting zu leiten:
- Als Moderator (oder Facilitator in Holacracy) bist du nicht Führungskraft, die das Team anschiebt und mitmischt. Du bist vielmehr ein neutraler Moderator, der dafür sorgt, dass die Regeln des Meetings eingehalten werden.
- Schicke jedem Schritt eine kurze Erklärung voraus. Insbesondere vor den Rückfragen solltest du unbedingt klarstellen, dass die Reaktionsrunde erst nach den Rückfragen kommt.
- Denke daran, dass die Rückfragen in belieber Reihenfolge und beliebig oft gestellt werden können. In der Reaktionsrunde darf jeder noch einmal etwas sagen.
- Sei nicht zu streng bei der Prüfung, ob ein Einwand berechtig ist. Der Einwand verhindert ja ohnehin nicht, dass sich etwas ändert. Wenn jemand sehr emotional einen Einwand vorbringt, darf er anschließend zusammen mit dem Spannungsgeber den Lösungsvorschlag verbessern.
- Wenn das Team sich mit einer Spannung sehr schwer tun, dann kannst du den Punkt auch einige Punkte parken und mit einer einfacheren Spannung fortfahren.
Cooldown
Plane am Ende des ersten Governance-Meetings einige Minuten ein (z.B. 30 Minuten). Wie nach einer aufregenden Reportage kann das Team einigen Redebedarf aufgestaut haben. Das Meeting lässt nicht an jeder Stelle Äußerungen zu, diese für sich behalten zu müssen, kann einigen Teammitgliedern sehr schwer fallen!
Auswertung
Setze dich nach dem ersten Governance Meetings hin und reflektiere für dich:
- Wie viele Spannungen habt ihr bearbeitet?
- Wie war die Stimmung im Meeting?
- Wo hast du dich unsicher gefühlt?
- Kam der Ablauf irgendwo zum Stocken? Was waren mögliche Ursachen?
- Was möchtest du nächstes mal ändern? Was möchtest du nächstes mal dennoch wieder so machen?
Hinweise
- Bei den ersten Runden fühlt sich der Prozess der Entscheidungsfindung zu starr, dogmatisch und fremd fühlen. Insbesondere, wenn ihr bislang nur Konsens, Mehrheitsentscheid oder Autokratie praktiziert habt.
- Der Zustimmungsprozess kann für Menschen, die Zeit oder Gespräche benötigen, um ihre Meinung zu formulieren, herausfordernd und stressig sein. Wenn die Entscheidung nicht dringend ist, könnte man den Prozess für einen Tag unterbrechen. Dann haben die Teammitglieder die Möglichkeit den Vorschlag zu prüfen, mit Kollegen zu besprechen und ihre Einwände zu formulieren.
- Integrativer Konsent ist auf Geschwindigkeit ausgelegt. Das kann zu dem Eindruck führen, dass Geschwindigkeit das ultimative Ziel ist und nicht die Lösung. Die Teammitglieder können ihre Reaktionen und Einwände aus Angst vor einer Verlangsamung des Prozesses zurückhalten. Dann verliert das Team deren wertvollen Einsichten. Achte daher auf eine gute Balance aus Geschwindigkeit und Zeit zum Nachdenken.
Quellen
Vorübung Einwandfrei
Überblick über Entscheidungsverfahren.
Grundlagen zu spannungsbasiertem Arbeiten
Download der Holacracy Governance-Meeting Moderationskarte
Oestereich, Bernd, und Claudia Schröder. Das kollegial geführte Unternehmen: Ideen und Praktiken für die agile Organisation von morgen. München: Vahlen, 2017.
Robertson, Brian J. Holacracy: ein revolutionäres Management-System für eine volatile Welt. Übersetzt von Mike Kauschke. München: Verlag Franz Vahlen, 2016.